Wort der Woche

Wir glauben, dass Du Dich nicht mehr weiterentwickeln kannst.

Heidi Klum, Supermodel

In irgendeinem seiner vielen Bücher erzählt Slavoj Zizek, wie er während seiner Militärzeit im sozialistischen Südslawien in seiner Baracke mit einem Albaner aneinandergerät. Der Streit eskaliert und gipfelt – vorhersehbar – in der Absichtsbekundung Zizeks, mit der Mutter des Albaners in eine sonst nur dem Vater vorbehaltene Interaktion zu treten. Während Zizek nun jugendfroh erwartet, dass der Albaner vor Wut ohnmächtig wird oder dem Wahnsinn verfällt und seinen Spind aufräumt, erkärt dieser ungerührt, dass man in Albanien traditionell nicht die Mutter sondern die Schwestern beleidigen muss, um Pulssprünge zu erzielen. Fortan werfen sich beide bei Flurbegegnungen die verfluchten Codeworte „Schwester!“ – „Mutter!“ an den Kopf, kleine interkulturelle Brückenschläge, alltägliche Übungen zum Verstehen fremder Kulturen in ihrem innersten Kern – der Beleidigung. An diese Anekdote anknüpfend, erörterte ich unlängst mit einer iranischstämmigen Mitbürgerin ein weiteres Problem der Schimpfwortkultur. Es handelt sich um die seltsamen Veränderung der deutschen Malediktologie im Zuge der Globalisierung. Im Deutschen werden – anders als in arabischen oder romanischen oder slawischen Ländern, wo penetrative Vorschläge dominieren – seit Jahrhunderten zum Fluchen Defäkationsvorgänge – und endprodukte benützt. Der eine oder andere mag das beschissen finden, Fäkalausdrücke sind für lange Zeit ein wichtiges deutsches Alleinstellungsmerkmal gewesen. (Gerade national gesinnte Jugendliche sollten ihr Aggressionsvokabular unter diesen Aspekt noch einmal kritisch durchforsten. Nicht, dass sich welsche oder gar sarazenische Pöbelsitten eingeschlichen haben.) Nun sehen Schimpfwortforscher seit Jahren, dass aus dem anglo-amerikanischen Raum die Benutzung des F-Wortes ins deutsche Fluchwesen eindringt und die guten alten Enddarmkonnotationen verdrängt. Ein weiterer Beweis für die Hegemonie der angelsächsische Unterhaltungskultur, okay, aber es ist mehr. So findet sich in der mittlerweile oft gehörten Aufforderungen „F*** dich!“ ein Element malediktologischen Outsourcens. In einer Art IKEA-Denke werden wesentliche Teile der Fluchschöpfung ausgelagert. Der zu Beleidigende wird angehalten, den beleidigenden Vorgang an sich selbst vorzunehmen, der Beleidiger stellt nur noch den assoziativen Impuls zu Verfügung. Zusammen mit der altdeutschen Schimpfwortkultur geht so auch das malediktologische Zeitalter der penetrativen Eigeninitiative zu Ende. Wo der stolze Jugoslawe im Banne multiethnischer Spannungen noch ausführlich androhte, selbst zur Tat gegen Engverwandte des zu Beleidigenden zu schreiten, werden heute nur noch müde Selfmadeformeln ausgetauscht. Bei sowas mag man gar nicht mehr beleidigt sein. Es sagt wahrscheinlich viel über die leere Mitte einer Kultur aus, in der man nicht mehr bis zur Raserei gekränkt werden kann , aber was genau vermag ich nicht zu sagen. Außerdem muss ich jetzt Mittag machen. Es gibt Farfalle. Für alle.

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Deutschlehrer wünschen dem Eroticmarkt Schlüpfrich in Kiel Toy Toy Toy und Alles Gute